dieliebebestickt

Wer glaubt, hier eine romantische Verklärung der Liebe zu finden, irrt. Der Titel verspricht grazile und einheitliche Kreuzstiche, die sich in einem bunten Blumenmeer beschwingt vereinen. Tatsächlich jedoch konfrontiert Magda mit steriler Einfachheit, die überrascht. Der Stickerei als ein jahrhundertealtes Kunsthandwerk, von Großmutter und Mutter übernommen, verleiht sie durch große unregelmäßig gesetzte Kreuzstiche mit Rosenbinder eine derbe Struktur. Wackelige Buchstaben formen Worte, die wie unumstößliche Statements ihre Botschaft von der Leinwand in die Welt hinaus schreien. Hinter jedem Wort darf man sich auch ein Ausrufezeichen vorstellen.
Magda stellt keine Fragen, sie stellt fest. Sie gibt der Liebe viele verschiedene Namen, so wie die Liebe viele verschiedene Gesichter hat. So steht die „Ohnmacht“ neben dem „siebten Himmel“ wie das „Arschloch“ neben dem „zweiten Ich“. Das mag befremden, aber gerade diese Kombinationen machen deutlich, dass die Liebe wie kein anderes Gefühl die volle Palette aller menschlichen Emotionen entfacht. Dennoch bleibt Magda in ihrer Ausdrucksweise emotionslos. Keine Farben, keine Formen, keine Bilder – schlichte weiße Schriftzüge auf schlichtem weißem Hintergrund. Aus dieser distanzierten Stille heraus gebären die Worte Bilder, ganz individuell verknüpft mit persönlichen Glücksmomenten, Tränen, Höhenflügen. Dabei symbolisiert die Nicht-Farbe Weiß Reinheit und Unschuld; da wo Emotionen regieren, hat die Ration keinen Platz.
Seit ihrer letzten Ausstellung „Menschenschwein“ beschäftigt sich Magda mit der Bildstickerei. Sticken kann ein schmerzhafter Prozess sein, wenn sich die Nadel in den Finger der Künstlerin verirrt. Und so war es für Magda nur selbstverständlich, die  Liebe zu besticken, denn auch in der Liebe fließen Tränen und mitunter Blut. So spricht Magda also von emotionaler Stickerei, eine qualvolle und langwierige Angelegenheit.
„Die Liebe bestickt“ ist ein brutal ehrliches Projekt: ohne Schönzeichnung erhebt sich in dünnen Linien die nackte Wahrheit von der Leinwand. Magda hält uns den Spiegel der eigenen Gefühlswelt vor. Und es hängt von uns ab, ob wir uns auf diese Achterbahn der Gefühle einlassen wollen.

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